Das Bratapfelzügle 2018 auf der schwäbischen Alb

Das Bratapfelzügle 2018 war, wie gewohnt, ausgebucht bis auf den letzten Platz. Die schwäbische Alb bestach Fahrgäste und Personal abermals mit einer "bilderbuchartigen" Winterlandschaft, was die Stimmung insgesamt perfekt abrundete. So waren auch die Minusgrade für das Lokpersonal bald nur noch nebensächlich - der Fahrspaß steht bei solchen Sonderfahrten recht schnell im Vordergrund.

Doch zunächst, bevor irgendetwas dampfte, musste natürlich ein wenig Vorbeitungsdienst an Lok bzw. später am Zug getroffen werden. Begonnen wird zunächst einmal (zumindest in aller Regel) mit der Einnahme eines Heißgetränks zur Wärmung von Innen, dass der Temperaturunterschied zwischen warmem Lokschuppen und der Grube davor im Freien, wo die Lok angeheizt werden muss, einigermaßen verkraftet werden kann...

Nachdem die Lok also aus dem Warmen gezogen wurde wird das Feuer in der Feuerbüchse zunächst durch alte Öllappen und kleinere Stücke Holz entfacht. Sobald dieses kleine Häufchen brennt, geht es dann sogleich weiter mit größeren Holzbalken. Nach einem ersten Befüllen der Feuerbüchse wird das Feuer zunächst mal "stehen gelassen". Sinn dahinter ist das Vermeiden von Wärmespannungen in der Feuerbüchse bzw. im Kessel. Wenn zu schnell bzw. aggressiv angeheizt wird, können diese erheblich die Lebensdauer des Kessels reduzieren. Ferner war an diesem Sonderfahrtag keinerlei Hektik angebracht, angeheizt wurde um 10Uhr morgens, der Zug hatte um 14Uhr rangierfertig zu sein, d.h. die Lok musste bis dorthin genügend Dampdruck auf dem Kessel haben, um sicher und ohne Gefahr des Dampfmangels rangieren können. Bei einem Kessel dieser Größe, wie es bei der Lok 20 des AEV der Fall ist, ist dies eine ideale Zeitspanne, um "kesselschonend" anzuheizen. Während nun das Feuer begann den Stahl und letztendlich das Wasser durchzuwärmen, begann das Lokpersonal derweil die Zeit mit "Lokomotivkosmetik" zu nutzen. D.h. alle Stellen, die durch die letzten Fahrtage durch Bremsenabrieb oder Ruß oder anderweitige Verschmutzung entstellt waren, wurden per Sprühflasche mit Diesel eingesprüht und anschließend in liebevoller Handarbeit abgerieben. Ferner wurden natürlich auch die für den Betrieb unverzichtbaren Aböl-Arbeiten an sämtlichen Achslagern und Gleitlagern des Gestänges durchgeführt. Des Weiteren hatte auch der Boschöler auf dem Führerstand händisch einige hunderte Male durchgedreht zu werden, um so überprüfen zu können, ob die entsprechenden Schmierstellen ordnungsgemäß mit Schmierstoff versorgt werden. Im Fahrbetrieb wird dieser direkt über das Antriebsgestänge betrieben. Während dieser Arbeiten wird das Feuer ständig beobachtet und ggf. um weiteren Brennstoff ergänzt. Nach fortgeschrittener Zeit wird schließlich begonnen mit Kohle nachzulegen, um so letztendlich ein gutes Grundfeuer zustande zu kriegen. Das Bekohlen und Wasserfassen sind eine der essentiellen weiterführenden Arbeiten - denn im wörtlichen, wie übertragenen Sinne- ohne Kohle läuft nichts... (genauso wenig aber auch ohne Wasser). 

Nach ca. 3,5h war schließlich der nötige Kesseldruck erreicht, sodass damit begonnen werden konnte Luft für den Hauptluftbehälter zu Pumpen, die Funktionsfähigkeit der Lichtmaschine zu prüfen oder auch die Dampfzylinder vorzuwärmen, durch kontrolliertes "bedampfen". Natürlich sollen es nicht nur die Zylinder schön warm haben, bevor diese an die Arbeit müssen, sondern auch die Fahrgäste des Bratapfelzügles. Daher war es der nächste Arbeitsschritt, die Lok an den Zug zu kuppeln, um so die Dampfheizung in Betrieb zu nehmen. Hierbei gibt es bei Temperaturen unter Null Grad einige Dinge zu beachten. So muss stets damit gerechnet werden, dass die Heizleitungen nicht überall frei von Wasser waren und sich dadurch auch Eisstopfen bilden könnten. Würde nun achtlos mehrere Bar Dampf hineingeleitet werden, könnte im schlimmsten Fall eine geplatzte Leitung das Ergebnis sein. Daher wird zunächst der Dampf langsam durch die Leitungen durchgelassen. Am Ende des Zugs wird der Hahn ganz geöffnet. Wie die Bilder zeigen, gibt es verschiedene "Stadien". Zunächst ist am hinteren Ende der Dampfheizung lediglich ein Röcheln zu hören, was allerdings gutes bedeutet: Die Leitung scheint frei zu sein und der Dampf kommt "vorwärts". Schließlich wir das Röcheln um ein Tropfen ergänzt, was alsbald zu einem kleinen Wasserstrom an

wächst. 

Woher das Wasser? Die Leitungen sind Eiskalt, da der gesamte Zug die gesamte Nacht im Freien stand. Der von der Lok kommende heiße Wasserdampf wird recht schnell abgekühlt und kondensiert, ferner werden eventuelle kleinere Eismengen die sich in der Leitung befinden können geschmolzen. Die Heizung ist komplett betriebsbereit, wenn das Bächlein einem Dampfwölkchen weicht. Dann kann der hintere Hahn bis auf "ein Finger breit" geschlossen werden bzw. das Ventil auf der Lok getrost aufgedreht werden, sodass auch im Fahrgastraum wohnliche Temperaturen herrschen werden. 

Fast pünktlich ging die Fahrt dann um 16:10 Uhr in Richtung Schelklingen los. Bei einer Höchstgeschwindigkeit stampfte der Zug durch die verschneite albschwäbische Winterlandschaft. Die weitere Zugfahrt ist am einfachsten anhand der folgenden Bilderstrecke beschrieben:

Kurz vor der Abfahrt in Münsingen.

Kurz vor der Abfahrt in Münsingen.

 

Nach Wasserfassen und Umsetzen setzt sich der Zug in wenigen Minuten wieder Richtung Münsingen in Bewegung.

Zum Speisen von Wasser für Lok und Bratäpfeln für Fahrgäste und Personal wird ein Zwischenhalt gemacht.

Auch das Abölen der Stangenlager will nicht zu kurz kommen...

Das Leeren der Rauchkammer gehört zu den unverzichtbaren Nachbereitungen, nach jedem Fahrtag.

Und zum Schluss steht Lok 20 wieder im beheizten Lokschuppen.

 

An dieser Stelle sei noch ergänzend auf die Bildergalerie auf unserer neuen Facebook-Seite verwiesen:

https://www.facebook.com/361488837726777/posts/405674309974896/

 

 

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